Honigt der Wald?

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In Kürze:

  • Der Sommer steht vor der Tür.
  • Mit ihm kommt die Tracht. Im Angebot sind: Linde und auch noch „Blatt“ und Fichte.
  • In Fichtentrachtgebieten könnte es „Zementhonig“ geben.

Laut Wetterprognose soll es ab Mitte dieser Woche sommerlich warm werden und bleiben. Dann werden da und dort noch einige Schwärme abgehen. Ein abgeschwärmtes Volk bringt keinen Honig mehr. Deshalb: Lieber noch einmal rechtzeitig kontrollieren als den Schwarmabgang und den entgangenen Honig betrauern.

Der an den wenigen Trachttagen im Juni eingetragene Honig ist nahezu überall sehr dunkel. Im Flachland stammt er wohl überwiegend von Laubbäumen (Eiche, Ahorn …), im Bergland wohl überwiegend von der Fichte.

Auf der Fichte könnte Ende Juni/Anfang Juli die Große Schwarze Fichtenrindenlaus (Bild 1 und 2) da und dort in Massen auftreten, die während der zu Ende gehenden „Schafskälte“ ihren Ausbreitungsflug gemacht hat. Dann droht der Eintrag von melezitosereichem Honigtau und in Folge das Auftreten von „Zementhonig“. Dieser Waldhonig bleibt in den gefüllten Waben nicht klar und flüssig. Er wird zuerst milchig-trüb und dann kristallin und fest. Ein Hinweis wären auch hohe Tageszunahmen von über 3 kg. Deshalb gilt auch hier: Aufpassen und im Ernstfall rechtzeitig reagieren.

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Bild 1: Massenbefall der Großen Schwarzen Fichtenrindenlaus auf der Unterseite einiger armdicker Äste „1. Ordnung“ einer Fichte am 14. Juni 2015

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Bild 2: Die „Primärkolonie“ besteht aus Larven der F1-Generation. Die meisten stehen vor der Häutung zur Geflügelten. Die roten Kreise markieren zwei Geflügelte.

Über den Autor

Gerhard Liebig
Ende 2011 ging Dr. Gerhard Liebig in den Ruhestand. Er war 37 Jahre lang an der Landesanstalt für Bienenkunde in Stuttgart-Hohenheim angestellt und hat dort in Langzeitprojekten die Populationsdynamik von bienenwirtschaftlich wichtigen Honigtauerzeugern auf Fichte und Tanne sowie die Entwicklung von Bienenvölkern und ihres Varroabefalls untersucht.