Januar

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Mit der Spätsommer- und Herbstpflege der Bienenvölker im Vorjahr wurde der Grundstein für den imkerlichen Erfolg des nächsten Jahres gelegt. Wer dafür gesorgt hat, dass

  • seine Völker stark genug (mit mehr als 5000 Bienen),
  • mit ausreichend Futtervorrat versehen (etwa 12 kg bei Überwinterung in einer Zarge bzw. 16 kg bei Überwinterung in zwei Zargen),
  • auf möglichst jungem Wabenbau (nicht älter als zwei Jahre) und
  • mit junger Königin (im Vorjahr geboren oder ein Jahr älter und im Vorjahr bewährt, so dass sie eventuell als „Zuchtmutter“ in Frage kommt) in den Winter gingen und
  • während der Aufzucht der Winterbienen (im Herbst) nicht unter übermäßig starkem Varroabefall gelitten hatten, der braucht sich keine Sorgen zu machen.

Solche Völker werden den Winter überleben (egal wie dieser wird), sich im kommenden Frühjahr zügig entwickeln (egal wie dieses wird), schwärmen wollen und im Spätsommer und Herbst (vor und während der Aufzucht der Winterbienen) wieder gründlich (!) gegen die Varroamilbe behandelt werden müssen.

Ob und wie lange Bienenvölker in Schwarmstimmung sind und wie viel Honig sie im Frühjahr und Sommer bringen hängt auch vom Imker ab. Der Honigertrag ist in erster Linie eine Frage des Standortes und am Standort eine Frage der Volksstärke. Sammelleistung und Schwarmverhalten sind positiv miteinander korreliert; denn starke Völker sammeln viel und wollen in der Regel auch schwärmen.

Sammelleistung und Schwarmverhalten lassen sich sehr viel leichter durch die Völkerführung beeinflussen als durch züchterisches Bemühen. Bei diesem liegt deshalb mein Schwerpunkt auf dem Merkmal Sanftmut.

Damit habe ich in Kurzform vorgestellt, worauf ich beim Bienenhalten Wert lege. Details können in den anderen elf Monatsbeiträgen nachgelesen werden.

Wenn trotz aller Bemühungen etwas nicht klappen sollte, dann liegt es daran, dass bei der Umsetzung die Biologie der Honigbiene nicht ausreichend berücksichtigt worden ist. In dieser Hinsicht sind häufig die Bienenhalter Spitzenreiter, die vorgeben, „artgerecht“ oder „naturgemäß“ zu imkern.

Der jahrelang anhaltende Medienhype über „massenhafte“ und „weltweite“ Bienensterben hat viele Menschen veranlasst mit der Bienenhaltung zu beginnen. Dieser Trend wird gefördert von Aktionen wie „Berlin summt“, was in vielen Städten Nachahmer fand, sodass inzwischen ganz „Deutschland summt“. Mit „Bienen machen Schule“ werden Schulen zum Mitmachen animiert. Dank „HOBOS“ können Schüler Bienen „online“ beobachten und sogar „erforschen“, ohne selbst Bienen zu halten.

Die Stadtimkerei, bei der Bienenvölker auch auf Balkonen und Hausdächern gehalten werden, boomt. Angeblich geht es den Bienen in der Stadt besser als auf dem Land. Diese Behauptung ist ähnlich zu bewerten wie das „Einstein-Zitat“, laut dem der Mensch nur noch vier Jahre zu leben hat, wenn die Biene von der Erde verschwindet.

Auf dem Markt werden teure „Einraumbeuten“  angeboten und unerfahrenen Einsteigern suggeriert, dass in diesen Bienenwohnungen eine „wesensgemäße“ und „naturnahe“ Bienenhaltung mit wenig Aufwand möglich sei. Dabei wird auf Errungenschaften wie Rähmchen, Mittelwand, Absperrgitter, Bienenflucht und Schleuder, auf schwarmfreie Völkerführung, auf gezielte Völkervermehrung mit integrierter Königinnenaufzucht und auf einen geordneten Wabenbau verzichtet und damit auch auf ein Bienenhalten ohne Stress für Tier und Tierhalter.

Wer seine Völker schwärmen lässt, nimmt in Kauf, dass Schwärme dem Tod geweiht sind, wenn sie nicht gefangen werden. Etwa jeder zweite abgehende Schwarm erleidet dieses Schicksal. Es ereilt auch die Völker, die sich selbst überlassen bleiben. Bienenvölker sterben, wenn sie nicht sachgerecht gehegt und gepflegt werden.

Und was ist im Januar an den Völkern zu tun?

Wenn man seine Völker richtig auf die Überwinterung vorbereitet hat: Nichts. Ab und zu ein Kontrollgang, ob die Völker noch so stehen wie man sie verlassen hat. Ob nach einem Sturm die mit Steinen beschwerten Deckel noch aufliegen. Ob kein Flugloch verstopft ist. Wenn es weit geöffnet ist und ein Mäusegitter Spitz-, Feld- und Hausmäusen den Zutritt verwehrt kann es nicht verstopfen.

Meine Bienenvölker sitzen im Winter und Frühjahr durchgängig über einem unten offenen Gitterboden. In den Wintern 2009/2010 bis 2016/17 habe ich einen Teil der Völker nicht nur  „unten kalt“ (über offenem Gitterboden), sondern auch „oben kalt“ (mit aufgesetzter Leerzarge) überwintert und festgestellt, dass es keinen negativen Einfluss auf die Überwinterung hatte. Um den Effekt der Variante „unten kalt + oben kalt“ auf die Überwinterung und die Frühjahrsentwicklung sicher bewerten zu können, sind diese acht Winter nicht ausreichend; denn alle acht waren relativ mild. Die Überwinterung mit „unten kalt + oben kalt“ muss auch in einem kalten Winter beobachtet werden; vor allem, wenn sowohl die Methode als auch das bisher erzielte Ergebnis nicht mit dem „Mainstream“ übereinstimmt.

Über das Flugloch geschaut

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2 Kommentare zu "Januar"

  1. Guten Tag,
    Habe da eine Frage an Sie:
    jetzt bin ich gerade am Melezitose Honig ernten den ich zurückgestellt habe , und in der Garage eingelagert. Jetzt schmelze ich ihn mit den am Markt angebotenen Geräten auf.
    Das klappt so weit ganz gut , halt mit mehr Aufwand.
    Wie deklariere ich den Honig beim Verkauf?
    Nur Waldhonig?
    Oder Melezitose Honig?
    Für wieviel € wird dieser Honig verkauft?
    Was raten sie?
    Mit freundlichen Grüßen

  2. Guten Tag,
    ich habe zwei Fragen zu „unten kalt + oben kalt“.
    Ist der Futterverbrauch dabei deutlich anders als bei der Variante „unten kalt + oben warm“?
    Ist das Brutverhalten anders?
    Viele Grüße
    Michael

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